KUGEL Kultur - Geschichte - Leben
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DER SCHMIDTHOF (Gal-Meierhof)

 

Der Gal-Meierhof entstand zur selben Zeit wie der Paulahof. Im Zuge der Kommassierung wurden die Felder des Herrn Gal südöstlich des Paulahofes zusammengefasst. Hr. Gal war Amtstierarzt und Bienenzüchter in Ungarisch-Altenburg (Moson). Möglicherweise stammt sogar seine Familie aus Nickelsdorf, denn der Familienname ist bis ins 19. Jahrhundert in den Kirchen- matrikeln von Nickelsdorf nachweisbar. Neben einer periodisch auftretenden Lacke ließ er ein Wohnhaus mit Nebengebäude und entsprechenden Stallungen bauen.

Der erste Wirtschafter war der Vater von Könnye Matthias aus Gahling. Später folgte ihm der Vater von Hauptmann Stefan (Neubaugasse).

Der Gal-Meierhof wurde vom Komitatstierarzt Gal an seinen Sohn übergeben, der ihn mit Hilfe eines Wirtschafters und dem Gesinde bewirtschaftete. Da sich der Besitzer mehr dem Weine und dem Spiel sowie den Frauen widmete, geriet er bald in finanzielle Schwierigkeiten und musste schließlich den Hof verkaufen.

Die aus Mramorak im Banat stammende Familie Schmidt erwarb 1929 den Hof und führte ihn als Familienbetrieb weiter. Die Wirtschaftseinheit des Gal-Hofes wurde in drei Bauernstellen geteilt. Während des zweiten Weltkrieges wurden westlich des alten Hofes zwei neue Betriebsstellen errichtet (Schmidt II und Schwalm), die eigenständig bewirtschaftet wurden.

In den 50er Jahren wurden die Betriebsstellen aufgelassen, die Bewohner zogen in das Dorf und bewirtschaften seither ihre Flächen vom Dorf aus. Die während des zweiten Weltkrieges errichteten Gebäude wurden abgerissen und das Baumaterial im Dorf verwendet.

Das alte Gal-Hofgebäude wurde von einer Tochter des Käufers übernommen, die es an Tochter und Schwiegersohn weitergab. 1993 wurde das Areal von der ASFINAG abgelöst und der Hof im Zuge des Autobahnbaues geschliffen. Die Lage des Gebäudes befand sich genau am südlichen Parkplatz Karlwald.

 

DER PAULAHOF

 

Auf Teilen der mittelalterlichen Wüstungen Mühldorf und Zatschen, die ursprünglich im Besitz der Zisterzienser von Mönchhof waren, wurden nach einem Besitztausch die Gutshöfe Friedrichshof der Herrschaft Ungarisch Altenburg und der Edmundshof, der im Besitz der Zisterzienser verblieb, gegründet. Der Rest der Fläche wurde auf die umliegenden Gemeinden Gols, Mönchhof, Nickelsdorf und Zurndorf aufgeteilt. Der Nickelsdorfer Anteil wurde zeitweise als Hutweide, manchmal auch als Acker genutzt (bei der Kommassierung von 1856 als Haidenfeld bezeichnet).

Bei der Kommassierung wurden die Grundstücke im Ausmaß von 333 ha, die im Besitz des Kaufmannes Puchtinger aus Ungarisch Altenburg waren, im südwestlichsten Zipfel des Hotters von Nickelsdorf zusammengelegt.

An der Stelle, an der bereits in den 80er Jahren erste Gebäude errichtet worden waren, weil sich dort ein sehr ergiebiger Brunnen befand, wurde mit dem Bau des Hofareals, bestehend aus einen Verwalterhaus, Arbeiterwohnungen im Westen und ent- sprechenden Stallungen im Norden, begonnen.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Gutshof von der Familie Puchtinger an einen Herrn Bosel, von diesem 1924 an einen Herrn Brandelhofer aus Prellenkirchen weitergegeben. Dieser trennte sich aber sehr bald vom Hof und gab ihn an einen Vorfahren der jetzigen Besitzer Ratzenböck weiter. Nach dessen Tod wurde der Hof auf die Erben aufgeteilt, wird aber noch immer als Einheit bewirtschaftet.

Nach der Gattin des Herrn Brandelhofer wurde der Gutshof als „Paulahof“ bezeichnet.

 

DIE GUTSHÖFE

 

Schmidt-undPaulahof gehöreneinemTypderGutshöfean,dieab1870 entstanden und sich vor allem durch ihre Besitzer und Entstehung von den Gutshöfen des Typs Kleylehof, die aus dem adeligen Herrschafts- besitz und als Schafhöfe genutzt worden waren, unterschieden.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen reiche Bürger aus den Städten Land von „abgehausten“ Bauern aufzukaufen. Hatten sie genügend Grundstücke beisammen, betrieben sie eine Kommas- sierung, um ihre Grundstücke arrondieren zu können. Ziel war eine Eigenjagd zu errichten und mit dem Adel gleichzuziehen. Ähnlich erfolgte die Entwicklung beim Paulahof und beim Gal-Meierhof, der später in Schmidthof umbenannt wurde.

Die Betreiber dieser Entwicklung waren in Nickelsdorf zwei zu Reichtum gelangte Bürger von Ungarisch Altenburg (Moson) namens Gal und Puchtinger, die 1888 bereits 364 ha von den Bauern erworben hatten. Nachdem die beiden genügend Äcker erworben hatten, versuchten sie gegen den Widerstand der Bauern eine Kommassierung durchzu- setzen. Ihre aggressive Ankaufspolitik und die Schwierigkeiten bei der Kommassierung von 1856 stachelten den Widerstand der Nickelsdorfer Bauern auf und endete mit dem Hinauswurf des Herrn Puchtinger aus dem Gemeindewirtshaus durch die Grundbesitzer Schmierer und Falb.

Erst nach und nach ließen sich die Bauern vom Vorteil einer Kommassierung überzeugen und sprachen sich für eine Grund- zusammenlegung südlich der Bahnlinie Budapest-Wien aus, die schließlich 1913/14 durchgeführt wurde.

Dabei wurden die Grundstücke der Betreiber Gal und Puchtinger auf den am weitesten vom Ortsried entfernten Plätzen ausgeschieden. Die Bauern und Söllner von Nickelsdorf einigten sich dahingehend, dass die Söllner ihre Äcker in Dorfnähe in einer eigenen Ried erhalten sollten, während die Bauern mit den größeren Einzelflächen weiter weg vom Dorf liegen sollten. Nicht ganz so laut wurde mitgeteilt, dass als Ausgleich für die längere Anfahrtszeit die weiter entfernt liegenden Felder mit Flächenzuschlägen ausgestattet wurden. Dies führte nach dem Ersten Weltkrieg zu Einsprüchen einzelner Bauern, und daher zog sich die rechtliche Übernahme bis zum Jahre 1931 hin, obwohl die Besitzer ihre neuen Flächen bereits seit 1914 bewirtschafteten.